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Begrenzte Nachbeelterung

Begrenzte Nachbeelterung

Begrenzte Nachbeelterung

Die lebenslange neuronale Plastizität macht es möglich, dass Menschen, deren Grundbedürfnisse in Kindheit und/oder Jugend in der Beziehung zu wichtigen Bezugspersonen nicht angemessen befriedigt oder frustriert wurden, als Erwachsene eine korrigierende Beziehungserfahrung machen können. Im Rahmen der schematherapeutischen Beziehung ist die Begrenzte Nachbeelterung das Vehikel für diese korrigierende Beziehungserfahrung. Wir als Therapeut*innen nehmen wie ein guter Elternteil wahr, was der Patient oder die Patientin braucht oder wonach er/sie sich sehnt und befriedigen dieses Bedürfnis selbst oder unterstützen den Patienten oder die Patientin dabei, sich Bedürfnisbefriedigung zu verschaffen. Begrenzt ist dieses nachbeelternde Therapeutenverhalten in dem Sinne, dass es sich im Rahmen des Settings der Psychotherapie bewegt und den Patienten oder die Patientin immer auch ein Stück weit in der Selbstverantwortung lässt (je nach Stand der Therapie und Grad der Beeinträchtigung unterschiedlich stark). So kann der Therapeut oder die Therapeutin zum Beispiel zur Befriedigung des Bindungsbedürfnisses anbieten, dass auch zwischen den Sitzungen Kontakte über Telefon oder E-Mail stattfinden können, er/sie aber nicht ständig ansprechbar und erreichbar ist, sondern nur zu bestimmten verabredeten Zeiten. Zudem ist die Nachbeelterung zeitlich begrenzt auf die Dauer der Therapie, in deren Verlauf der Patient oder die Patientin zunehmend eigenständiger dazu in der Lage sein sollte, seine Grundbedürfnisse wahrzunehmen und zu befriedigen – mit dem Therapeuten oder der Therapeutin als Modell und Quelle eines Introjekts gesund erwachsenen Verhaltens, ganz wie es im Rahmen einer in diesem Sinne gelungenen Eltern-Kind-Beziehung der Fall wäre, bevor ein Kind flügge wird und das Nest verlässt.

Ein wichtiger Aspekt in diesem Zusammenhang ist das schematherapeutische Prinzip der empathischen Konfrontation, mittels derer Therapeut*innen Bewältigungsverhalten von Patient*innen zunächst in dessen früherem Nutzen validieren, es im Anschluss aber auch hinsichtlich der heutigen Nachteile und Kosten kritisch beleuchten und begrenzen.

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